Erben und vererben in der Moderne

Erben und vererben in der Moderne

Veranstalter
Jürgen Dinkel und Dirk van Laak
Veranstaltungsort
Justus-Liebig-Universität Gießen, Historisches Institut, Zeitgeschichte
Ort
Gießen
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.07.2016 - 15.07.2016
Website
Von
Jürgen Dinkel

Die Bedeutungen von Erbschaften und Erbpraktiken für die soziale Schichtung der modernen Gesellschaft, sowie für die Lebensplanungen von Erblassern und Erben werden seit mehreren Jahren intensiv diskutiert. Ökonomen haben zu dieser Diskussion durch die Vermessung des jährlich transferierten Erbvolumens und dessen Verteilung innerhalb der bundesdeutschen Gesellschaft maßgeblich beigetragen, während Soziologen und Juristen den historischen Wandel der politischen und gesetzlichen Grundlagen der Vermögensweitergabe herausgearbeitet haben. Zur Analyse von biologischen, religiösen und literarischen Erbdiskursen haben zudem Literatur- und Kulturwissenschaftler wichtige Beiträge geleistet. Dadurch steckten sie die rechtlichen, ökonomischen und diskursiven Rahmenbedingungen ab, innerhalb derer sich die Nachlassweitergabe in der bundesdeutschen Gesellschaft vollzog. Die konkrete Ausgestaltung dieser Spielräume durch einzelne Erblasser und Erben blieb hingegen weitgehend unbeachtet. Dies liegt auch daran, dass Historiker das Thema „Erben und Vererben“ für das 20. Jahrhundert bisher erstaunlich stiefmütterlich behandelt haben. Für ältere Epochen der Geschichte sind die Weitergabe von Land, Immobilien, Privilegien und Geld, strategisches Heiratsverhalten, Versorgung der „weichenden“ Erben und unterschiedliche Erbpraktiken (z.B. Realteilung, Anerbenrecht) in verschiedenen sozialen Gruppen hingegen sehr gut erforscht.

Vor diesem Hintergrund strebt der Workshop zwei Ziele an: Erstens werden die von Historikerinnen und Historikern zu älteren Epochen der Geschichte vorgelegten theoretischen und methodischen Überlegungen zur Analyse von Erbrecht und Erbpraktiken sowie ihre empirisch fundierten Erkenntnisse daraufhin befragt, inwiefern sie sich auf das 20. Jahrhundert übertragen lassen und an welchen Punkten sie modifiziert werden müssen. Zweites werden neuere Fragenstellungen, Ansätze und empirische Befunde zur Geschichte des Erbens und Vererbens im 20. Jahrhundert vorgestellt und diskutiert.

Gäste und Mitdiskutanten sind herzlich willkommen.

Programm

Erben und vererben in der Moderne, Justus-Liebig-Universität Gießen, 14./15. Juli 2016

Donnerstag, 14. Juli 2016, Multifunktionsraum des International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC)

13.00 – 13.30 Uhr Ankunft

13.30 – 14.00 Uhr Begrüßung/Einführung: Dirk van Laak, Jürgen Dinkel

14.00 – 15.30 Uhr Panel 1: Erbpraktiken im 19. und frühen 20. Jahrhundert

- Christine Fertig: Preußisches Erbrecht und bäuerliche Erbpraxis im 19. Jahrhundert
- Sonja Niederacher: Vererben und Erben von Unternehmen
- Simone Derix: Die Hidden Helpers der Vermögensweitergabe. Testamentsvollstrecker in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

15.30 – 16.00 Uhr Kaffeepause

16.00 – 17.30 Uhr Panel 2: Erbpraktiken im 20. Jahrhundert – Verortungen und Perspektiven

- Margareth Lanzinger: Erben und vererben im Kontext vielfältiger Transfermodi - historische Perspektiven mit Ausblick
- Ulrike Langbein: Vererben und Erben als Handlungsfeld: Kulturanthropologische Perspektiven in der Erbforschung
- Monika Wienfort: Fragestellungen einer Geschichte des Erbens

17.30 – 18.00 Uhr Kaffeepause

18.00 – 19.00 Uhr Panel 3: Vererben und Erben in der DDR

- Eva Gajek: Erben in der DDR
- Ute Schneider: Erben und Vererben im Sozialismus

20.00 Uhr Abendessen

Freitag, 15. Juli 2016, Multifunktionsraum des GCSC

9.00 – 10.00 Uhr Panel 3: Vererben und Erben in der Bundesrepublik

- Ronny Grundig: Lachende Erben? Eine Skizze zur Erforschung der Vererbungspraxis Kinderloser
- Jürgen Dinkel: Vom Nießbrauch zum Berliner Testament? Die Transformation von Altersvorsorgen und Familienbeziehungen, 1900 – 2000

10.00 – 10.30 Uhr Kaffeepause

10.30 – 11.30 Uhr Panel 5: Erbe und Stiftungen

- Michael Schellenberger: Stiftungen als Agenturen im Erbprozess
- Christine Bach: Operative Stiftungen als Erben unternehmerischer Vermögen. Das Beispiel der Hamburger Körber-Stiftung.

11.30 – 13.00 Uhr Abschlussdiskussion

Kontakt

Jürgen Dinkel

Justus-Liebig-Universität Gießen, Zeitgeschichte, D-35394 Gießen, Otto-Behaghel-Str. 10

juergen.dinkel@gcsc.uni-giessen.de